Neu­fas­sung der TÄHAV  — Irr­sinn aus Ber­lin

Die Neu­re­ge­lun­gen in der Tier­ärzt­li­chen Haus­apo­the­ken­ver­ord­nung (TÄHAV) und deren Fol­gen für die Tier­be­sit­zer…
Seit dem 01.03.18 ist sie jetzt also in Kraft, die neue TÄHAV. Der damals noch amtie­ren­de Land­wirt­schafts­mi­nis­ter Schmidt hat sei­ne letz­ten Züge genutzt, um eine für uns Klein­tier­prak­ti­ker völ­lig unsin­ni­ge Neu­fas­sung des Geset­zes durch den Bun­des­tag zu peit­schen. Aber was bedeu­tet das Erbe von Herrn Schmidt für Sie als Tier­be­sit­zer? Hier der Ver­such eines kur­zen Über­blicks:

soll­te Ihr Tier erkran­ken und benö­tigt Anti­bio­ti­ka der Grup­pe der Flu­or­chi­no­lo­ne ( z.B Bay­tril) oder Cepha­los­po­ri­ne der 3. und 4. Gene­ra­ti­on muss bei Ein­satz die­ser Anti­bio­ti­ka beglei­tend immer ein Anti­bio­gramm mit­tels Tup­ferpro­be gemacht wer­den. Dies gilt nur in der Tier­me­di­zin, nicht in der Human­me­di­zin!
soll­te Ihr Tier anti­bio­ti­sche Medi­ka­men­te benö­ti­gen, die nicht spe­zi­ell für die­se Tier­art zuge­las­sen sind, muss auch da ein Anti­bio­gramm gemacht wer­den. Dies ist unab­hän­gig von der Art des Anti­bio­ti­kums. Dies betrifft lei­der auch fast alle in der Tier­me­di­zin ange­wand­ten Augen­sal­ben/-trop­fen, da wir hier kaum Prä­pa­ra­te in der Tier­me­di­zin zur Ver­fü­gung haben und des­halb Salben/Tropfen aus der Human­me­di­zin neh­men müs­sen. Heißt also bei jeder Bin­de­haut­ent­zün­dung ist ein Abstrich des Auges fäl­lig. 

Und nun zu den Kon­se­quen­zen für Tier und Besit­zer:
Die Mehr­kos­ten für ein Anti­bio­gramm lie­gen etwa bei 35€-40€. Dies geht nicht in unse­re Tasche, son­dern sind rei­ne Fremd­la­bor­kos­ten. Dazu kom­men noch Kos­ten für die Tup­ferpro­be und Porto/Versand mit ca 15€.
Bestimm­te Medi­ka­men­te ste­hen uns ohne Pro­ben­ent­nah­me nicht mehr zur Ver­fü­gung. Dar­un­ter fal­len z.B. auch Depot­me­di­ka­men­te, die gra­de für Kat­zen­be­sit­zer eine immense Erleich­te­run­gen waren, da die­se die Tablet­ten­ein­nah­me ersetz­ten.
Man­che Abstri­che las­sen sich nicht ohne Nar­ko­se ent­neh­men. Wird das Gesetz kon­se­quent umge­setzt, müss­te man z.B. bei Ver­dacht auf eine Lun­gen­ent­zün­dung das Tier sedie­ren und eine Spül­pro­be direkt aus der Lun­ge neh­men. Dies wür­de natür­lich noch ein­mal mit Kos­ten und Nar­ko­se­ri­si­ko für das Tier ver­bun­den sein. Ob die bak­te­rio­lo­gi­sche Unter­su­chung nach dem lan­gen Trans­port in eine Labor auf dem Post­weg  über­haupt noch reprä­sen­ta­tiv und aus­wert­bar ist, wur­de  dabei nicht erör­tert.
Betrof­fen sind von die­ser Neu­re­ge­lung übri­gens in der Klein­tier­pra­xis nur Hund und Kat­ze. Kanin­chen und Exo­ten hat man wegen der gerin­gen Anzahl der spe­zi­el­len Medi­ka­men­te für die­se Tier­ar­ten außen vor gelas­sen. Selt­sa­mer wei­se gilt es nicht für frei­le­ben­den Kat­zen, aber denen dür­fen wir Tier­ärz­te  auf­grund des Arz­nei­mit­tel­ge­set­zes ohne vor­her­ge­hen­de phy­si­sche Unter­su­chung auch kei­ne Medi­ka­men­te, noch nicht ein­mal  mehr rezept­pflich­tich­ti­ge Wurm- oder Floh­mit­tel ver­ab­rei­chen (kein Scherz).

Was mich am meis­ten ärgert ist die Tat­sa­che, daß in der Human­me­di­zin oben ste­hen­de Anti­bio­ti­ka wie Bon­bons ver­teilt wer­den und zwar ohne Anti­bio­gramm. Aber bei Hund und Kat­ze wird jetzt auf ein sol­ches bestan­den. Hier wur­den wie­der mal Geset­ze von Men­schen gemacht, die weder über das fach­li­che Wis­sen noch über die nöti­ge Weit­sicht ver­fü­gen und die sich einen Dreck dafür inter­es­sie­ren, was hier am Behand­lungs­tisch pas­siert. Schließ­lich hat sich der lie­be Herr Schmidt nicht die Mühe gemacht, Sie als Tier­hal­ter über die Neue­run­gen auf­zu­klä­ren, nein, dass liegt jetzt wie­der an uns Tier­ärz­ten, Ihnen die­sen Unsinn zu erklä­ren und uns anzu­hö­ren, daß es eine Zumu­tung sei, jetzt noch tie­fer für die Behand­lung des Tie­res in die Tasche grei­fen zu müs­sen.
Es tut mir wirk­lich leid, aber ich kann es nicht ändern. Wir müs­sen uns die­sem Unsinn beu­gen, da auch wir stren­gen Kon­trol­len des zustän­di­gen Amtes unter­lie­gen.
Des­halb hof­fe ich, dass die­se Zei­len zum Ver­ständ­nis ihrer­seits bei­tra­gen, ich jeden­falls kann es nicht vert­sehen.

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