Heu­te möch­te Ich Euch über einen sehr häu­fig vor­kom­men­des Not­fall­pro­blem aus dem Pra­xis­all­tag berich­ten,

näm­lich dem soge­nann­ten Seni­len (oder ger­ia­tri­schen) Ves­ti­bu­lar­syn­drom (SVS).

Für den Hun­de­be­sit­zer sieht es aus wie ein „Schlag­an­fall“. Das Tier, meist über 8 Jah­re kann plötz­lich nicht mehr ste­hen, der Kopf wird schief gehal­ten und es ist ihm offen­bar unsäg­lich übel.

Oft erbricht es immer­zu und ist in einem jäm­mer­li­chen Zustand.

Die Sym­pto­me vari­ie­ren aber von sehr leicht bis sehr hef­tig.

Vor­ab, nein, es ist kein Schlag­an­fall, son­dern ein SVS.

Beim  Schlag­an­fall des Men­schen han­delt es sich um einen Gefäß­ver­schluß im Gehirn mit den bekann­ten  weit­rei­chen­den Fol­gen.

Beim Hund hin­ge­gen ist es eine Stö­rung im Bereich des 8. Gehirn­ner­ves  (Ner­vus ves­ti­bu­lo­co­ch­lea­ris) , der für das Gleich­ge­wichts­or­gan zustän­dig ist, es gleicht also eher einem Hör­sturz.

Nicht min­der dra­ma­tisch sind aber die Sym­pto­me und die auch die Panik beim Besit­zer.

Die Krank­heit ist aber auch für den Besit­zer sehr leicht zu dia­gnos­ti­zie­ren. Neben den typi­schen kli­ni­schen Bild haben die Tie­re ein  Augen­zit­tern (Nys­tag­mus). Die Augen bewe­gen sich wie hier in dem Video zu sehen ist.

Die Bewe­gung kann auch viel lang­sa­mer sein, auch ver­ti­kal, meist geht die lang­sa­me Bewe­gung zur erkrank­ten Sei­te hin.

Manch­mal muss man den Kopf über­stre­cken, um den Nys­tag­mus aus­zu­lö­sen.

Meist wird der Kopf auch zur erkrank­ten Sei­te hin schief gehal­ten. Die Tie­re sind sehr schwin­de­lig, haben Stö­run­gen v.a im Bereich der Hin­ter­bei­ne bis zum Ver­lust des Stehvermögens.In sehr schwe­ren Fäl­len macht der Hund Roll­be­we­gun­gen.

Durch den Schwin­del haben die Hun­de  Erbre­chen und Übel­keit, wahr­schein­lich auch Tin­ni­tus (Pfei­fen im Ohr).

Die Auf­ga­be des Tier­arz­tes ist es nun , die Krank­heit von ande­ren Krank­hei­ten zu unter­schei­den wie Hirn­haut- oder Mit­tel­ohr­ent­zün­dung, ein peri­phe­res vs zen­tra­les Ves­ti­bu­lar­syn­drom, eine Schild­drü­sen­pro­ble­ma­tik und meta­bo­li­scher Erkran­kun­gen  aus­zu­schlie­ßen.

Behand­lung:

Nun erst mal die gute Nach­richt. 90% der Fäl­le hei­len von selbst wie­der.

In man­chen Fäl­len kommt es aber spä­ter zu Rück­fäl­len, bei die­sen Tie­ren ist aber auch der dann der all­ge­mei­ne Zere­bra­le Sta­tus schlecht.

Im aku­ten Fall wird man nun Medi­ka­men­te ein­set­zen, die das Brech­zen­trum beru­hi­gen, gege­be­nen­falls den Hund auch sedie­ren, damit er zur Ruhe kommt. Es ist also KEIN akut lebens­be­droh­li­cher Not­fall. trotz­dem soll­te man dem Tier so schnell wie mög­lich hel­fen.

Übli­cher­wei­se legt man einen Venen­zu­gang, unter­sucht das Blut und macht Infu­sio­nen. Dabei ent­schei­det man, ob das Tier sta­tio­när bleibt oder auch zu Hau­se wei­ter behan­delt wer­den kann. Nach zwei bis der Tagen tritt dann Bes­se­rung ein und die Lage ent­spannt sich wie­der.

Die Hirn­duch­blu­tung kann durch Pro­pen­tof­yll­in­ta­blet­ten (Vit­of­yl­lin R, Kar­siv­an R) ange­regt wer­den.

Der Nut­zen von Kor­ti­son und B‑Vitamine wird kon­tro­vers dis­ku­tiert. Homöo­pa­thie und Schüss­ler Sal­ze hel­fen eher nur dem The­ra­peu­ten.

In jedem Fal­le also  ‑Kei­ne Panik-. Nach ein paar Tagen sieht die Welt schon wie­der anders aus.

Eine Dok­tor­ar­beit die sich ganz aus­führ­lich mit die­sem The­ma beschäf­tigt fin­den sie hier.

Ihr Dr Peter Neu
enga­gier­ter­Tier­arzt

             Dis­ser­ta­ti­on zum The­ma von Eli­sa­beth Pos­selt

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