Strahlentherapie Sinn oder Unsinn
Hi Gina, erzähl doch bitte einmal deine wahre Geschichte.
Hallo, ich bin Gina – Lady Gina. Eine Bernerin.
Meine 7 Jahre alte Schwester Orelie verkroch sich in ihre „Höhle“. Sie merkte, dass es mir nicht gut ging und ließ mich in Ruhe, Gott sei Dank. Ich hatte ordentlich Durst. Schnell war die ganze Wasserschale geleert. Ich war wieder ich, aber irgendwie doch noch nicht so ganz. Doch was war das? Was ist mit mir passiert? Mein Herrchen rief gleich bei Dr. Neu an. Auch wenn es schon außerhalb der Sprechzeit war, nahm er sich Zeit und beruhigte meine Eltern erstmal. wir sollten die nächsten 1–2 Stunden abwarten. Ansonsten am nächsten Tag in die Sprechstunde kommen. Herr Dr. Neu ließ es sich nicht nehmen und rief meine Eltern noch einmal an, wie es mir nun ging. Es ging mir am Abend wieder besser, so als ob nichts gewesen wäre. Ich konnte sogar mit Gassi gehen. Zwar vorsichtig, aber es ging.
Am nächsten Tag fuhren wir gleich zu Dr. Neu. Es war klar – es war ein epileptischer Anfall. Ich bekam Tabletten Phenoleptil und Notfallspritzen falls ich wieder einen Anfall bekommen sollte, was wir nicht hoffen wollen.
Das Dumme war, das das ganze unmittelbar vor unserem Sommerurlaub in Nordjütland in Dänemark passierte. Dort bin ich doch so gerne, am Meer fühle ich mich frei und kann den Wellen hinterher jagen und mit meiner Schwester und meinen Eltern am riesigen Strand spielen. Es ist dort so toll. Ich will da wieder hin. Einfach nur Natur pur.
Da ich stabil war, fuhren wir bepackt mit Medikamenten nun doch in den Urlaub, auch wenn meine Eltern nicht mehr damit gerechnet hatten. Die ersten 1 ½ Wochen waren toll. Ich tobte mit meiner Schwester Orélie am Strand und durch die Dünen. Doch dann geschah es plötzlich wieder. Ich lag vor unserem Wohnmobil und bekam wieder diese extremen Zuckungen, fiel auf die Seite und war wieder desorientiert, hechelte viel und verlor wieder viel Flüssigkeit aus dem Mund. Danach wieder enormer Durst. Ein Anfall, wie der Erste. Ich bekam sofort die Notfallmedizin, meine Eltern wussten was mit mir los war und passten wieder auf, dass ich mich nirgendwo stoßen konnte. Ich habe mich langsam wieder erholt, bin vor dem Wohnmobil noch ein bisschen mit meinen Eltern gelaufen. Wir konnten noch den restlichen Urlaub von weiteren 1 ½ Wochen folgenlos verbringen.
Nach einem weiteren Monat bekam ich meinen dritten Anfall. Was passt mit mir nicht?
Meine Eltern entschlossen sich dann in Abstimmung mit Dr. Neu und Dr. Bijmholt über ein MRT der Sache auf den Grund zu gehen. Wir ließen uns einen Termin über die Tierärztliche Praxis für Neurologie, bei Dr. Rentmeister, der sich als Tierneurologe u. a. auf dieses Gebiet spezialisiert hat, aus Dettelbach in der Uniklinik Würzburg geben.
Mit gemischten Gefühlen fuhren wir hin. Ich kam in Narkose.
Nach ca 1 Stunde die Gewissheit
– ich habe einen Hirntumor.
Eine schreckliche Nachricht, die uns den Boden unter den Füßen wegriss und alle sehr traurig machte. Ich war doch so voller Lebensfreude und hatte noch viel mit meiner Familie vor zu entdecken. Wie schlimm ist es, was kann gemacht werden, werde ich wieder gesund?
Herr Dr. Rentmeister sagte, dass der Tumor sehr gut zugänglich sei, so dass er diesen in einer OP weitgehendst entfernen könne. Wie jede OP hat auch diese Risiken. Aber ohne eine solche OP wäre meine Lebenserwartung nur noch zwischen wenigen Wochen und max. 3–4 Monaten. Schrecklich! Ich will leben, ich bin voller Lebensfreude und will bei meiner Familie sein. Ich kann doch nichts dafür.
Eine sehr schwere Entscheidung lag bei meinen Eltern.
Um die Chancen zu erhöhen etwaige Resttumorzellen zu bekämpfen, müssen anschließend Bestrahlungen erfolgen, wenn die OP auch langfristig erfolgreich bleiben soll. Wenn aber alles gut geht, kann ich noch 3–4 Jahre leben, die ich sonst nicht hätte.
Es gab viele Gespräche mit Dr. Neu, Dr. Bijmholt und meiner ganzen Familie. Doch Dr. Rentmeister war zuversichtlich, so sich meine Eltern für den Weg der OP mit Bestrahlung entschieden hatten. Gott sei Dank! Das hat mir mein Leben gerettet!
Am 1.12.23 war es soweit. Ich kam in der Praxis bei Dr. Rentmeister in Dettelbach an. Oh Mann, war es doch die richtige Entscheidung? Was ist wenn das schief geht? Ich kam in Narkose und die 4‑stündige OP begann. Ich möchte nicht wissen, wie meinen Eltern jetzt zu Mute war. Doch die OP verlief sehr gut, versicherte uns Dr. Rentmeister. Er konnte den Tumor zu ca. 80–90 % entfernen. Er hat sogar etwas von der Hirnhaut entfernt und etwas eingesetzt, dass sich hier keine Tumorzellen mehr festsetzen können.
Ich wurde noch bis zum Abend in der Praxis vom sehr lieben Praxisteam und Dr. Rentmeister betreut. Als ich einigermaßen kreislaufstabil war, naja, jammern von der Narkose kennt ja jeder sicherlich, aber ich konnte nicht alleine laufen, auch nicht aufstehen, durfte ich aber trotzdem nach Hause gefahren werden.
Diese Nacht war die Schwerste und längste unseres Lebens, weder für mich noch für meine Eltern einfach.
Ich konnte nicht aufstehen, geschweige denn laufen. Ich war völlig steif und jammerte, jaulte, dann schlief ich mal kurz ein. So ging es mir die ganze Nacht. Meine Eltern machten sich sehr große Sorgen und riefen gleich am nächsten Morgen Dr. Neu an. Wir sollten gleich in die Praxis kommen. Weiter völlig steif, wurde ich auf der Trage hoch in die Praxis getragen. Fr. Dr. Bijmholt untersuchte mich, gab mir Infusionen und Medizin und behielt mich bis Mittag in der Praxis zur Beobachtung. Die Infusionen haben offensichtlich die Restmedikamente der OP verdünnt, sodass es mir wieder besser ging.
Irgendwie kam ich während meines Aufenthaltes mit Unterstützung vorne (Brustgeschirr) und hinten (Handtuch als Gehhilfe) wieder auf die Beine, ich lief mit Frau Doktor durch die Praxis. Toll, es geht wieder etwas. Ich kann mich wieder bewegen. Es kam aber auch der Hunger zurück. Mir schmeckt einfach diese Dose Nassfutter. Meine Eltern konnten es kaum glauben. Ich kam wieder in mein altes Leben langsam zurück.
Noch am Nachmittag konnte ich Dr. Rentmeister noch einmal sehen. Es war für meinen Zustand alles „im grünen Bereich“, wenngleich ich immer noch wackelig war und Laufunterstützung brauchte. Dass es mir in der vorherigen Nacht nicht gut ging, hing mit der bewusst hohen Dosis der Medikamte nach der OP zusammen.
Zu dem Phenoleptil musste ich nun noch Cortison und Schmerzmittel einnehmen. Dabei stellte sich heraus, dass ich das Schmerzmittel nicht vertrage und meine Blutwerte sich verschlechterten und sogar eine Blutarmut auslöste. Warum Blutarmut? Woher kommt das? Alle waren erst einmal ratlos.
Aber Fr. Dr. Bejmholt konnte das Medikament, welches ich nicht vertragen habe heraus finden und absetzen.
Ich erholte mich in den nächsten Tagen immer besser. Je mehr die Medikamente reduziert wurden, umso besser ging es mir.
Meinen Eltern habe ich gezeigt, dass in mir Lebenswille steckt. Ich habe gezeigt, dass ich meinen Platz auf der Couch nicht aufgegeben habe, dass ich wieder von der Couch alleine herunter komme (das wollten sie nur mit ihrer Hilfe zulassen, damit ich nicht wegknicke) und dass ich auch mit Hilfe mich wieder hoch auf die Couch legen kann. Sie waren glücklich über jeden noch so kleinen Fortschritt den ich gemacht habe.
Ich habe meinen Eltern gezeigt, dass ich wieder in den Garten möchte, meinen geliebten Garten. Mit Unterstützung (Brustgeschirr und Handtuch) ging es zunächst ein kleines Stück durch den Garten. Dann wieder ausruhen. Danach wieder und wieder. Zum Schluss sind wir 30 – 40 Runden durch den Garten gelaufen, trotz Schnee. Ich hätte jederzeit wieder ins Haus gehen und mich ausruhen können. Ich wollte aber nicht. Ich wollte meinen Eltern zeigen, dass ich wieder die Bernerin werden möchte, die sie kennen und lieben.
Sehr hat mich auch meine Schwester Orèlie unterstützt. Ihr müsst wissen, damals, als Orélie in unsere Familie kam, habe ich ihr gezeigt, wo man trinkt, frisst, spielt, Pippi machen kann und natürlich wer das Sagen hat J. Jetzt hat Orélie gemerkt, dass wieder Leben in mir steckt. Orélie hat während ich meine ersten Gehversuche im Garten gemacht habe, mich ständig zum Spielen aufgefordert und zum Laufen animiert. Sie hat mich nie alleine gelassen und immer auf mich aufgepasst, dass mir ja nichts passiert – konnte auch nicht. Meine Eltern waren ja bei mir. Die Laufunterstützung (Geschirr und Handtuch) durfte immer weniger werden.
Nach dem ich im Garten wieder einigermaßen gehen konnte, wollte ich auch auf meine, zumindest kleine, Gassirunde zurück. Ich habe meinen Eltern und Orélie gezeigt, dass ich wieder will und kann, wenngleich noch etwas wackelig.
Meine Eltern sagen, dieses Weihnachten gab es für sie das schönste Geschenk. Die reelle Zuversicht auf ein weiteres Leben mit mir, unserer Familie, meinem Rudel.
Weihnachten kann kommen. Doch davor muss noch ein CT gemacht werden, um zu sehen, ob und wie viele Resttumorzellen noch vorhanden sind und wie oft zu bestrahlen sein wird.
Die Bestrahlungen sollten in der Praxis Equinox Healthcare in Linsengericht durchgeführt werden. Diese Praxis hat sich auf Tumorbestrahlungen spezialisiert.
Also auf nach Linsengericht. Ich wurde dort schon von einem sehr netten Team erwartet und nach einem Vorgespräch mit Dr. Soukup kam ich in Narkose für die CT-Untersuchung. Durch diese Untersuchung kann später das Bestrahlungsgerät exakt an die zu bestrahlende Stelle angepasst oder wie meine Eltern sagen, programmiert, werden.
Es sollten 10 Bestrahlungen innerhalb zwei Wochen erfolgen. Diese fanden unter 10 maliger Kurzzeitnarkose statt und es dauerte immer max. insgesamt eine Stunde, bis ich die Praxis wieder verlassen konnte. Gut, dass wir in der Nähe eine Ferienwohnung gemietet hatten, so konnte ich bei meinen Eltern und meiner Schwester Orèlie bleiben, was mir sehr wichtig war. Die Bestrahlungen habe ich sehr gut vertragen.
Auch sollte ich weiterhin Phenoleptil und abgestuft bis zum vollständigen Abbau Cortison-Tabletten nehmen.
Was soll ich euch sagen? Ich habe mich erholt und fühle mich wieder wie eine Junghündin in einem neuen Leben. Ich renne durch den Garten, die Wiesen, tobe, belle, spiele mit meiner Schwester und meinen Eltern, futtere und verreise wieder. Ich liebe einfach das Leben und meine Familie. Und ich bin allen meinen Ärztinnen und Ärzten und deren Praxisteams rundum sehr, sehr dankbar, auch wenn ich sehr viel durchmachen und zahlreiche Blutuntersuchungen ertragen musste. Aber ich wollte, will und werde weiterleben. Meinen 9. Geburtstag habe ich bereits geschafft. Die Operation ist jetzt 4 Monate, die Bestrahlungen 3 Monate her. Mir geht es gut. Im August, nach rd. 6 Monaten, gehe ich noch einmal zum Kontroll-CT. Bis dahin muss ich nach telefonischer Anweisung von Equinox meine Phenoleptil-Tabletten und bei Bedarf auch geringes Cortison nehmen.
Mein Dank geht ausdrücklich an alle mit den jeweiligen Praxisteams: Dr. Neu, Dr. Bijmholt, Dr. Rentmeister und Dr. Soukup von Equinox Healthcare. Ihr seid echt spitze.
Aber vor allem danke ich meinem Frauchen und meinem Herrchen, dass ich weiter mit ihnen leben und noch viel entdecken kann. Danke auch Orelie, du bist die beste Schwester die man haben kann.
Ihr alle zusammen habt mir das Leben gerettet und dafür gesorgt, dass ich noch ein paar Jahre mit euch verbringen darf.
Allerherzlichst DANKE – Eure Lady Gina