Nar­ko­se:

Ohne die Mög­lich­keit der Nar­ko­se oder zumin­dest  medi­ka­men­tel­ler Beru­hi­gung lie­ßen sich die wenigs­ten Unter­su­chun­gen und Ver­rich­tun­gen in der Tier­me­di­zin durch­füh­ren. Es ist immer bes­ser, eine Sprit­ze zu geben, als dass sich der Pati­ent völ­lig ver­ängs­tigt und wild um sich beißt und kratzt. Soll ein Ein­griff vor­ge­nom­men wer­den, der für das Tier schmerz­haft ist, muss die­ser sogar nach dem Tier­schutz­ge­setz in Nar­ko­se durch­ge­führt wer­den. Die­se Nar­ko­se war immer gefürch­tet, weil die Tie­re tage­lang  völ­lig fer­tig waren und auch Todes­fäl­le bei ansons­ten gesun­den Tie­ren vor­ge­kom­men sind. Aller­dings ist das zwan­zig Jah­re her und mit den heu­ti­gen Metho­den über­haupt nicht mehr zu ver­glei­chen. Ich möch­te Ihnen mit mei­nem Arti­kel unnö­ti­ge Angst vor einer Nar­ko­se neh­men, aber auch den Respekt davor wah­ren, dass man sich immer so ver­hält um dem Tier ein Maxi­mum an Sicher­heit zu gewäh­ren.

Der Besit­zer kann schon am Vor­tag dafür sor­gen, dass das Tier 12 Stun­den zwar aus­rei­chen getrun­ken, aber nichts mehr gefres­sen hat.  Dies gilt aller­dings nicht für Vögel, Kanin­chen, Meer­schwein­chen  und ande­re Klein­säu­ger, ins­be­son­de­re Frett­chen

Der Pati­ent soll­te stress­frei und warm in die Pra­xis trans­por­tiert wer­den und nicht durch mas­si­ves „Beru­hi­gen“ all­zu sehr beun­ru­higt wer­den.

Dort wird er kli­nisch unter­sucht, gewo­gen und sein Nar­ko­se­ri­si­ko vom Arzt in soge­nann­te ASA_Klassen ein­ge­teilt. Danach wer­den die ein­zu­set­zen­den Nar­ko­ti­ka und die Art der Nar­ko­se aus­ge­wählt.

Es kann not­wen­dig sein, wei­ter­füh­ren­de Unter­su­chun­gen, wie Blut­un­ter­su­chung, Rönt­gen, EKG vor der Nar­ko­se durch­zu­füh­ren

ASA I Eine orga­ni­sche Erkran­kung oder Stö­rung des All­ge­mein­be­fin­dens, ansons­ten gesun­der Pati­ent

ASA II: leich­te All­ge­mein­erkran­kung ohne Leis­tungs­min­de­rung

ASA III: schwe­re All­ge­mein­erkran­kung mit Leis­tungs­min­de­rung.

ASA IV: lebens­be­droh­li­che All­ge­mein­erkran­kung.

ASA V: mori­bund­er Pati­ent, der ohne Ope­ra­ti­on 24 Stun­den vor­aus­sicht­lich nicht über­le­ben wird.

Am bes­ten ist es, wenn dann ein Venen­zu­gang gelegt wird. In der Regel wird man ein Beru­hi­gungs­mit­tel (Prä­me­di­ka­ti­on) und auch gleich ein Schmerz­mit­tel ver­ab­rei­chen.

Dadurch kann man Schmer­zen schon vor dem Ent­ste­hen blo­ckie­ren, was zu einer enor­men Ein­spa­rung an Nar­ko­se­mit­tel führt. Das kommt dem Pati­en­ten unmit­tel­bar zugu­te, weil sich kein „Schmerz­ge­dächt­nis“ ent­wi­ckelt. Es ist nach­ge­wie­sen dass Schmer­zen zu Stress füh­ren und gestress­te Pati­en­ten haben eine deut­lich schlech­te­re Wund­hei­lung.

Rein intra­mus­ku­lä­re Nar­ko­sen soll­ten nur bei abso­lut unzu­gäng­li­chen Pati­en­ten gemacht wer­den, ist die Dosis erst mal ver­ab­reicht, sind sie kaum mehr steu­er­bar.

Es ste­hen für unse­re Tie­re mitt­ler­wei­le eine gan­ze Anzahl von sehr siche­ren Nar­ko­ti­ka zur Ver­fü­gung. Man unter­schei­det zwi­schen flüs­si­gen und gas­för­mi­gen Nar­ko­ti­ka.

Bei der moder­nen Spritz­nar­ko­se ver­fah­ren wir in unse­rer Pra­xis nach dem Prin­zip der „balan­cier­ten Anäs­the­sie“ Dazu ver­wen­det man Nar­ko­ti­ka, die auf sehr unter­schied­li­chen Wegen und mit unter­schied­li­chen Enzym­sys­te­men abge­baut wer­den kön­nen. Die Dosen der ein­zel­nen Nar­ko­ti­ka las­sen sich dadurch erheb­lich redu­zie­ren, weil es zu syn­er­gis­ti­schen Effek­ten kommt. Über­dies sind ein­zel­ne Kom­po­nen­ten (Ben­zo­dia­ze­pi­ne, Opio­ide und a‑Agonisten)  direkt auf­heb­bar. Damit hat man auch mit der Injek­ti­ons­nar­ko­se eine gute Mög­lich­keit bis hin zu ASA IV.

Bei lang anhal­ten­den Nar­ko­sen wie z.B. Kno­chen- oder aus­ge­dehn­ten Weich­teil­ope­ra­tio­nen wer­den die Tie­re intu­biert und an unser Nar­ko­se-Gerät ange­schlos­sen. Durch die stän­di­ge Ver­sor­gung mit Sau­er­stoff und dem Nar­ko­se­gas Iso­flur­an kann eine stun­den­lan­ge Nar­ko­se auf­recht erhal­ten wer­den.

Zudem steht uns die Mög­lich­keit der künst­li­chen Beatmung zur Ver­fü­gung, bei Ope­ra­tio­nen am offe­nen Tho­rax kön­nen wir auch mit Über­druck beatmen-

Die Über­wa­chung der bei­den Nar­ko­se­for­men erfolgt auto­ma­tisch. Es läuft ein EKG (Elek­tro­kar­dio­gramm) mit und gleich­zei­tig wird der Sau­er­stoff und CO2 Gehalt des Blu­tes gemes­sen. Eine Assis­ten­tin ist die gan­ze Zeit nur mit der Anäs­the­sie beschäf­tigt und über­wacht das Tier stän­dig.

An den Moni­tor ange­schlos­se­ner, intu­bier­ter Pati­ent, vor­be­rei­tet zu einer Bauch­raum­ope­ra­ti­on

Zum Auf­wa­chen wer­den die Tie­re stress­frei und warm in Boxen unter­ge­bracht und mit Infu­si­ons­lö­sun­gen ver­sorgt.

Die Nar­ko­se­er­fah­rung ist eine der Stär­ken unse­rer Pra­xis, sie ent­spricht sicher­lich dem neu­es­ten Stand

 

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