Mein Haus­tier hat Ohren­pro­ble­me — Rei­chen da Trop­fen aus ???

Ohren­ent­zün­dun­gen gel­ten bei Hund und Kat­ze zu den häu­figs­ten Erkran­kun­gen.

Kat­ze:

Bei jun­gen Kat­zen ste­hen immer Erkran­kun­gen durch Ohr­mil­ben im Vor­der­grund. Die Mil­ben wer­den durch Anste­ckung von Kat­ze zu Kat­ze getra­gen, meist fin­det man sie zusam­men mit  Flö­hen und Wür­mern  bei den “Bau­ern­hof­kat­zen”.

Ohr­mil­ben sind ein­fach zu behan­deln mit Ohr­prä­pa­ra­ten, die einen mil­ben­ab­tö­ten­den Wirk­stoff ent­hal­ten. Es gibt auch mil­ben­wirk­sa­me Spot-On Prä­pa­ra­te für den Nacken wie Advo­ca­te 40/80 oder jetzt Strong­hold Plus mit einer aus­ge­zeich­ne­ten Wir­kung auch gegen Flö­he, Zecken und Mil­ben.

Es müs­sen aller­dings vor­her immer die schwar­zen Krus­ten aus den Ohr gelöst wer­den, was für die Kat­zen sehr unan­ge­nehm ist. Am bes­ten weicht man die Krus­ten mit einem öli­gen Ohr­pfle­ge­mit­tel ein und löst sie über meh­re­re Tage ver­teilt aus dem Ohr. Am Ende kann manch­mal ein Pfropf vor dem Trom­mel­fell Ärger machen, den man manch­mal sogar unter Nar­ko­se mit einer Fremd­kör­per­zan­ge oder ‑schlin­ge ent­fer­nen muss. Unbe­han­delt füh­ren die­se Mil­ben aller­dings zu weit­rei­chen­den Ent­zün­dun­gen.

Bei chro­ni­schen, eit­ri­gen For­men der Ohren­ent­zün­dung sind es bei der Kat­ze meist Poly­pen, die aus dem Mit­tel­ohr oder aus der Eusta­chi­schen Röh­re ent­sprin­gen. Die­se ent­ste­hen meist im Zusam­men­hang mit dem Kat­zen­schnup­fen­kom­plex und füh­ren dann im Ohr dann zu einer schwer behan­del­ba­ren eit­ri­gen, und wider­lich stin­ken­den! Ent­zün­dung. Sie kom­men meist ein­sei­tig vor. Eine Behand­lung die­ser Form der eit­ri­gen Ohren­ent­zün­dung ist sinn­los, wenn man nicht die Poly­pen ent­fernt. Oft kann man sie mit einer Zan­ge fas­sen und wie einen Pilz aus dem Mit­tel­ohr dre­hen, mach­mal ist aber eine sehr auf­wän­di­ge Eröff­nung des Mit­tel­oh­res und des­sen Aus­scha­bung (Küret­ta­ge) not­wen­dig. Eine Behand­lung nur mit Ohren­trop­fen ist bei die­sen For­men sinn­los. Der wider­li­che Geruch kommt von sogen­na­ten Pseu­do­mo­nas-Bak­te­ri­en, die­se sind oft gegen vie­le Anti­bio­ti­ka resis­tent, also wir­kungs­los

 

Ist das Mit­tel­ohr betrof­fen, spricht man von einer Oti­tis media. Sie ent­steht im Zusam­men­hang mit Schnup­fen oder Hals­ent­zün­dun­gen. Bei der Oti­tis media kom­men Stö­run­gen im Gleich­ge­wichts­sinn und eine Kopf­schief­hal­tung vor, manch­mal hat es auch unglei­che Pupil­len oder ein soge­nann­tes  Hor­ner Syn­drom. Um eine Otits media zu erken­nen, muss man das Trom­mel­fell anschau­en, manch­mal rönt­gen, manch­mal erkennt man das erst im CT was genau los ist.  Aber die kli­ni­schen Erschei­nun­gen spre­chen in der Regel für sich. Bei der O.media kann man in der Regel recht gut mit ver­schie­de­nen Anti­bio­ti­ka behan­deln, manch­mal ist aber auch ein ope­ra­ti­ves Vor­ge­hen not­wen­dig. In solch einem Fall muss das Mit­tel­ohr eröff­net und drai­niert wer­den. Hier ist der Fall einer 4 jäh­ri­gen Maine Coon Kat­ze “Ches­ter”

 

 

Nach­trag: Ches­ter haben wir zwi­schen­zeit­lich ope­riert. Das Ohr wur­de an der Muschel ver­schlos­sen und seit­lich eine neu­er Sei­ten­aus­gang des Gehör­gan­ges in die obe­re Wan­ge ver­legt. Bei die­ser Ope­ra­ti­on konn­te ein Polyp ent­fernt wer­den, der über das Mit­tel­ohr bis in die Eusta­chi­sche Röh­re sich aus­dehn­te und letzt­end­lich der Grund für die Erkran­kung war. Alles ist super­gut ver­heilt und das Ohr ist end­lich tro­cken. Durch die erhal­te­ne Ver­bin­dung nach aus­sen blei­ben die Hör­funk­tio­nen prak­tisch erhal­ten, die Kopf­schief­hal­tung ist ver­schwun­den.

Hund: 

Die ein­fa­che Oti­tis exter­na wird durch Hefe­pil­ze oder auch Bak­te­ri­en ver­ur­sacht. Es gibt zur Behand­lung eine Viel­zahl von Ohren­trop­fen, die alle­samt recht gut sind, aber nur dann, wenn sie tief genug ins Ohr ver­bracht wer­den. Dazu reicht die Län­ge der mit­ge­lie­fer­ten Plas­tik­tül­len aber meist nicht aus, oder die Hun­de weh­ren sich zu sehr. Am bes­ten lässt man die Behand­lung der Ohren  nicht zu Hau­se son­dern vom Tier­arzt machen, auch wenn dazu vie­le Besu­che not­wen­dig sind. Der Besit­zer traut sich ein­fach nicht, das Medi­ka­ment tief genug ins Ohr zu ver­brin­gen.

Medi­ka­men­te: Posa­tex, Sur­olan, Easo­tic, Auri­zon uvm. Sie alle ent­hal­ten Kom­bi­na­ti­on aus Cor­ti­son, Anti­bio­ti­ka und Anti­my­ko­ti­ka.

Aber Ach­tung ! So ein­fach ist aber doch nicht, auch wenn uns die Indus­trie das so sug­ge­riert. Nur Ohren­trop­fen geben ist ein­fach , führt aber auch regel­mäs­sig zu kata­stro­pha­len Zustän­den.

Dem tra­gen die neu­en Anti­bio­ti­ka-Leit­li­ni­en Rech­nung: Anti­bi­tio­ka wie Gyra­se­hem­mer und auch die Cepha­los­po­ri­ne der 4. Gene­ra­ti­on dür­fen nur noch in Beglei­tung einer bak­te­rio­lo­gi­schen Unter­su­chung mit  Anti­bio­gramm ange­wen­det wer­den. Und das ist auch gut so und trägt zum ver­ant­wort­li­chen Umgang mit Anti­bio­ti­ka bei.

 

 

 

 

 

Wenn die­se Ohren­ent­zün­dun­gen sehr häu­fig  immer wie­der. also rezi­di­vie­rend bei einem Hund  vor­kom­men, han­delt es sich meist um sekun­där auf­tre­ten­de Oti­t­i­den. Wenn man das nicht beach­tet und eine zugrun­de lie­gen­de All­er­gie, Fut­te­r­un­ver­täg­lich­keit oder Schild­drü­sen­un­ter­funk­ti­on nicht erkennt, erlei­det man unwill­kür­lich Schiff­bruch.

Die Ent­zün­dung wird chro­nisch. In die­sen Fäl­len ver­än­dert sich zuneh­mend  die Schleim­haut­aus­klei­dung des Innen­teils der Ohr­mu­schel. Das Epi­thel bekommt immer mehr Drü­sen, ver­dickt, es kommt zu Ver­knö­che­run­gen des Gehör­gan­ges und die Ent­zün­dung, ob eit­rig oder pilz­be­dingt ist nicht mehr zu kon­trol­lie­ren, auch nicht mit dem größ­ten Auf­wand.

Meist wer­den die Hun­de völ­lig panisch, wenn man nur in die Nähe der Ohren kommt. Eine Behand­lung ist nur noch unter größ­ten Schwie­rig­kei­ten mög­lich. Im End­sta­di­um ent­ste­hen blu­men­kohl­ar­ti­ge Wuche­run­gen (O.ext.verrucosa) die das gan­ze Ohr ver­le­gen.

Es gibt zwei OP- Metho­den die klas­si­scher­wei­se an die­ser Stel­le ange­wen­det wer­den, die nach Hinz und die nach Zepp. Bei bei­den wird ein Teil des ver­ti­ka­len Gehör­gan­ges ent­fernt.

Die ver­blei­ben­den Res­te, sind aber in der Regel nach wie vor noch ver­än­dert und machen wei­ter­hin Pro­ble­me, so dass die­se Ope­ra­ti­on auf Dau­er  kaum Vor­tei­le bringt.

Ich füh­re die­se OP wegen der stän­di­gen Frus­tra­tio­nen und Miss­erfol­ge schon seit Jah­ren  nicht mehr durch.

Statt des­sen rät man heu­te zur kom­plet­ten Ent­fer­nung des Gehör­gan­ges mit allen Wuche­run­gen, der soge­nann­ten “Abla­ti­on des Gehör­gan­ges”.

Ent­we­der schafft man es noch das Trom­mel­fell zu erhal­ten und den hori­zon­tal ver­lau­fen­den Teil des Gehör­gan­ges durch einen Tun­nel an die Haut nach aus­sen zu nähen,

was die Hör­fä­hig­keit erhal­ten  bzw wie­der her­stel­len  wür­de,

oder man ent­fernt alles ein­schließ­lich des Trom­mel­fells und sogar von Tei­len des Mit­tel­oh­res.

Wenn man bis­her annahm, dass damit der Hund völ­lig nach der Ope­ra­ti­on völ­lig taub ist, irrt man sich, es scheint dass Schwin­gun­gen durch die Haut über die Kopf­kno­chen noch ein, wenn auch sehr gerin­ges, Hör­ver­mö­gen erhal­ten.

So radi­kal die­se Ope­ra­ti­on- Abla­ti­on des äuße­ren Gehör­gan­ges- ist es ist manch­mal die ein­zi­ge noch mög­li­che Metho­de eine dera­tig chro­ni­sche Ohren­ent­zün­dung beim Hund zu behan­deln.

Ohren OP Bull­dog­ge

In den letz­ten Mona­ten habe ich eine Sys­te­ma­tik ent­wi­ckelt, mit der ich an die Fäl­le her­an­ge­he. Ich habe zu oft erle­ben müs­sen, wel­che Frus­tra­tio­nen und Schmer­zen durch nicht sach­ge­mäs­se Behand­lung von Ohren­ent­zün­dun­gen ent­ste­hen kön­nen. Lei­der sum­mie­ren sich natür­lich die Kos­ten, wenn man umgrei­fend unter­sucht, aber man kommt doch den Ursa­chen näher und letzt­end­lich spart es Geld.

Natür­lich muss erst mal der Besit­zer genau über das Tier befragt wer­den. Kommt das Tier aus dem Aus­land, lei­det es unter Juck­reiz, leckt es sich die Pfo­ten, ist es oft müde und schlapp, kältemp­find­lich. Sol­che Umstän­de kön­nen schon mal auf eine Leish­ma­ni­o­se, eine All­er­gie oder eine Schild­drü­sen­un­ter­funk­ti­on hinwiesen.Man soll­te auch immer an eine mög­li­che Infek­ti­on mit Räude(Sarkoptes)milben in Erwä­gung zie­hen.

Eine Unter­su­chung des Gehör­gan­ges mit einer Optik gibt dann ers­te Hin­wei­se. Man kann Fremd­kör­per sehen oder aus­schlies­sen und natür­lich den Zustand des Trom­mel­fells bewer­ten.

Hier kann man zwei ver­schie­de­ne Grün­de für das Fort­be­stehen einer Gehör­gangs­un­ter­su­chung ver­mu­ten. Links ist der IgE Nach­weis für Mil­ben und Schim­mel­pil­ze posi­tiv. Es könn­te sich also um einen Hund mit Atopie(Neurodermitis/Allergie) han­deln. Bei dem Pati­en­ten rechts sind die Schild­drü­sen­wer­te sehr nied­rig. Wenn auch das TSH nicht erhöht ist, was für eine ech­tes Schild­drü­sen­pro­blem spre­chen wür­de, soll­te man das Krank­heits­bild der “sub­kli­ni­schen Hypo­thy­reo­se” in Erwä­gung zie­hen. Bei­de Pati­en­ten müs­sen sehr genau in die­se Rich­tun­gen unter­sucht wer­den um die Ver­dachts­mo­men­te zu bestä­ti­gen bzw aus­zu­schlies­sen. Man kann auch eine dia­gnos­ti­sche Behand­lung durch­füh­ren um sich der Sache zu ver­ge­wis­sern.

Eine ganz wich­ti­ge Unter­su­chung ist die Zyto­lo­gie. Man rollt einen Wat­te­tup­fer auf einem Objekt­trä­ger aus und färbt ihn an. Nun kann man erken­nen, ob im Ohr ein Pilz­pro­blem oder ein Befall mit Stäb­chen­bak­te­ri­en oder Kok­ken vor­liegt. Hat man den Über­blick nimmt man einen zwei­ten Tup­fer für die bakte­ri­lo­gi­sche Unter­su­chung. Da die­se Unter­su­chung ein paar Tage dau­ert kann man sich nun einer aus­gie­bi­gen Rei­ni­gung des Gehör­gan­ges wid­men.

Sehr bewährt hat sich das Pro­dukt “Zeru­ly­tic” für die Ohr­rei­ni­gung. Es löst schön den Schmalz auf und schmiert auch nicht so wie ande­re Pro­duk­te. Es gibt auch kei­ne Rei­zun­gen des Mit­tel­ohrs, auch dann nicht, wenn das Trom­mel­fell nicht mehr in Ord­nung ist.

Nun heisst es bis zum Ein­tref­fen der Bak­te­rio­lo­gi­schen Unter­su­chung “gründ­lich rei­ni­gen” am bes­ten kon­trol­liert beim Tier­arzt.

In neben­ste­hen­dem Befund kann man einen Pro­blem­keim erken­nen. Es ist Pseu­do­mo­nas aeru­gi­no­sa mit einer Mul­ti­re­sis­tenz. Nur noch weni­ge Anti­bio­ti­ka sind wirk­sam. Imi­pen­em, Mer­ope­nem, Ami­ka­in und Tobra­my­cin sind “Pan­zer­schran­k­an­ti­bio­ti­ka” aus der Human­me­di­zin, die wir bei Tie­ren im Ange­sicht der MRSA-Infek­tio­nen des Men­schen  kei­nes­falls ein­set­zen dür­fen. in jedem Fall müs­sen wir eine neue Stra­te­gie gegen den Keim ent­wi­ckeln. In neue­rer Zeit nimmt der begriff “Bio­film” gera­de in der Kom­bi­na­ti­on Ohr­ent­zün­dung und Pseu­do­mo­nas eine zuneh­men­de Bedeu­tung ein. Nimmt man die­sem Bio­film im Ohr sei­ne Grund­la­ge, kann man auch Erfolg trotz Mul­ti­re­sis­tenz haben

 

Oti­prin: Chlor­am­pheni­col, Dexa, DMSO, Ben­zoyl­ben­zoat.

Auri­zon: Mar­bo­flo­xa­cin, Dexa, Clo­triam­zol.  

Sur­olan: Poly­mi­xin B, Mico­na­zol, Predn­iso­lon 

Easo­tic: Gen­ta­my­cin, Hydro­cor­ti­son, Mico­na­zol.

Oto­max: Gen­ta­my­cin, Beta­me­tha­son, Clo­tri­ma­zol

Ori­bio­tic: Neo­my­cin, Nysta­tin, Triamci­no­lon.

Posa­tex: Orbi­flo­xa­cin, Mome­ta­son, Posa­co­na­zol

Osur­nia:  Ter­bi­na­finum, Flor­fe­ni­col, Beta­me­tha­so­nace­tat

Stellt sich bei der Blut­un­ter­su­chung her­aus, dass IgE Anti­kör­per im Scree­ning vor­han­den sind, ist eine All­er­gie als Ursa­che für die immer wie­der­kom­men­den Ohr­ent­zün­dun­gen sehr wahr­schein­lich. Der Hund lei­det dann an einer soge­nann­ten Ato­pie, die der mensch­li­chen Neu­ro­der­mi­tis sehr ähn­lich ist. Das muss sicher erkannt wer­den. Ich per­sön­lich set­ze dann ein kurz wirk­sa­mes Cor­ti­son­prä­pa­rat ein um die Dia­gno­se abzu­si­chern und  das Ohr erst mal abzu­schwel­len. Ziel ist es aber unbe­dingt, von die­sem Cor­ti­son mög­lichst schnell wie­der los­zu­kom­men, auch wenn es am Anfang fan­tas­tisch wirkt. 

Wei­ter geht es hier

 

Call Now Button